Berichte zu den Aktivitäten
„FREUNDESKREIS BUCH UND KUNST NEUNKIRCHEN-SEELSCHEID e.V.“ Leipzig, die Stadt, die schon Goethe lobend im „Faust“ erwähnte, lockte in diesem Jahr den Freundeskreis zur einwöchigen Jahrestour. Mit dem Reisebus fuhren 22 Mitglieder in die Stadt an der Weißen Elster. Während eines Spaziergangs durch die kompakte City mit einer Gastführerin lernte die Gruppe schnell die bekannten Sehenswürdigkeiten der Leipziger Innenstadt kennen: die Museen, die Nikolaikirche, die Thomaskirche , das alte und das neue Rathaus, Auerbachskeller, den Hauptbahnhof mit seinen Promenaden, die Mädler Passage - die wohl prachtvollste Passage unter den vielen Passagen -, das Gewandhaus und die Oper - denn hier gibt die Musik den Ton an. Der Besuch des Museums der Bildenden Künste war ein Muss. Schon die Architektur, die Lichthöfe, die gewaltigen Treppenhäuser und die überdimensionalen Türen ließen die Gruppe staunen. Max Klingers monumentale Beethoven-Skulptur im Museumseingang (Bild 1) und Werke von Liebermann, Corinth, Kokoschka, Beckmann u.a. konnten dort bestaunt werden. Im Grassimuseum gruppieren sich die drei Grassi-Sammlungen - das Museum für angewandte Kunst, das Museum für Völkerkunde und das Museum für Musikinstrumente - mit ihren Ausstellungsräumen um zwei grüne Innenhöfe. Auch die Geschichte kam während dieser Woche nicht zu kurz. 1913 wurde das riesige Völkerschlachts-Denkmal (Bild 2) eingeweiht. Im Denkmal dokumentiert eine Ausstellung die Baugeschichte. Beeindruckend war der Blick von der 91 m hohen Aussichtsplattform. Im Museum in der „Runden Ecke“ konnten die Besucher den Schrecken der SED- Diktatur hautnah erleben. In den bedrückenden Räumen sah die Gruppe Dokumente von Bespitzelungen und Methoden der Überwachung. Ein Orgelkonzert in der Thomaskirche und eine Orgel-Vesper in der Nikolaikirche, sowie eine Führung im Bach-Museum ließen die Herzen der Musikliebhaber und -liebhaberinnen höher schlagen. Auch im Leipziger Umland gab es viel zu entdecken. In der Stadt Wurzen - mit ihren Renaissance- und Barockgebäuden - erhielten die Freunde von Buch und Kunst Einblick in das Leben des bekanntesten Sohnes der Stadt: Joachim Ringelnatz, bekannt durch seine humoristischen Gedichte, z.B. um den Seemann „Kuttel Daddeldu“. Dass er auch Maler war, zeigte die Führung durch sein Museum. Im Schloss Püchau in Machern (Bild 3) gab es zum Staunen der Besucher eine Führung der besonderen Art... Auch die Stadt Grimma und das denkmalgeschützte Dorf Höfgen mit seinen Wassermühlen waren einen Ausflug wert. Vom großen Markt in Grimma mit seinem historischen Rathaus und prächtigen Renaissancebürgerhäusern machten die Freunde einen geführten Stadtspaziergang an die Mulde. Von den dramatischen Hochwassern , welche die ganze Altstadt 3,50 m unter Wasser setzten, sah man nicht mehr viel. Eine neue Fußgängerbrücke und die Hochwasserschutzanlage waren beeindruckend. Der imposante Gebäudekomplex des ehemaligen Klosters der Augustinermönche ist heute Gymnasium. Die Klosterkirche wurde entkernt und wird heute für Veranstaltungen und Ausstellungen genutzt. Der Abschluss des Tages war eine kleine Schifffahrt auf der Mulde nach Höfgen. Fazit dieser Wochenreise: Leipzig hat ein reiches Kulturleben, Leipzig ist kompakt und erschließt sich schnell, Leipzig ist grün. Leipzig muss man gesehen haben! Ursula Krumm
Mit Buch & Kunst in die Weser-Renaissance
Unter das Motto „Weser-Renaissance“ hatte der Freundeskreis Buch und Kunst Neunkirchen-Seelscheid e.V. seine 8-tägige in diesem Jahr gestellt. Doch wie so oft beim Freundeskreis, gab es bei näherem Hinsehen mal wieder einiges mehr zu erleben, als das Etikett und der Zielort Hameln, mit Tageszielen auf und ab der Weser, vermuten ließen.
Bereits auf dreiviertel der Strecke machte die Gruppe bei einem ausgedehnten Stadtrundgang durch die Altstadt von Lemgo erste Kontakte mit architektonischen Zeitzeugen und historischem Kontext des 16. und 17. Jahrhunderts. Zahlreiche restaurierte Fachwerkhäuser und Erläuterungen verdeutlichen den damaligen, bürgerlichen Wohlstand, generiert zu Zeiten der Hanse, sowie den nachfolgend wirtschaftlichen Abstieg aufgrund der Turbulenzen der Reformationszeit und des 30-jährigen Kriegs. Noch heute erinnert das „Hexenbürgermeisterhaus“ an vier schmerzhaft durchlebte Perioden der Hexenverfolgung in Lemgo, belegt durch zahlreiche Prozessakten und im Zeitraum von 1564 bis 1681 zu etwa 250 Todesurteilen geführt haben sollen.
Die anschließende Führung im Weserrenaissance Museum „Schloss Brake“ verdeutlichte dann den wirtschaftspolitischen Hintergrund der als „Weser-Renaissance“ bekannten Architektur sowie dem typischen, aus römisch-italienischen Epochen entlehnten Schmuckwerk.
In den darauffolgenden Tagesexkursionen konnte die Gruppe nicht nur ihren Blick für „Welsche Giebel“, eckige
Treppentürme, „Zwerchhäuser“ und „Utluchten“ trainieren, sondern vor allem die bezaubernde Weserregion mit liebevoll restaurierten Altstadt-Bereichen zwischen Schloss Fürstenberg im Süden und Schloss
Bückeburg im Norden Hamelns kennen lernen. Wie ein Mosaik setzten sich Führungen und Besuche zu einem immer bunteren Bild der „Weser-Renaissance“ zusammen. Die Führung durch das Museum der Manufaktur
Schloss Fürstenberg mit Besuch und Diskussion in der Werkstatt, die Eindrücke in der ehemaligen Benediktiner Abtei „Schloss Corvey“, die Führung im Schloss Bevern, dem ehemaligen Sitz derer v.
Münchhausen und die Führung beim“Lügen-Baron“ im Münchhausen-Museum und der Stadt Bodenwerde, sie ließen Zug um Zug ein Gesamtbild erkennen. Durch weitere Führungen im Schaumburgischen Mausoleum in
Stadthagen, in Schloss Bückeburg, dem Wohnsitz der Fürsten zu Schaumburg-Lippe, einer Dressurvorführung der Bückeburg’schen Hofreitschule sowie einer Führung durch das Rittergut „Schloss
Hämelschenburg“, dem Wohnsitz der Ritterfamilie von Klenke, kamen beeindruckende Einblicke in die einstige und heutige Lebensweise des Hoch- und Ritteradels hinzu.
Damit diese vielen Eindrücke gut verdaubar waren, gab es immer wieder reichlich Gelegenheit zu einem unterhaltsamen Kaffee-Päuschen, bis hin zu einer ausgedehnten Mittagspause in den Weserauen am
TV-bekannten „Weser Imbiss“.
Natürlich wäre eine Fahrt nach Hameln ohne die Geschichte vom Rattenfänger undenkbar und die Gruppe hatte reichlich Zeit, mit einem außergewöhnlich kundigen Stadtführer die diversen historisch denkbaren Alternativen dieser „Kindesentführung“ zu Zeiten des 30-jährigen Krieges zu diskutieren.
Die Rückfahrt mit einem Besuch des wohl ersten Weser-Renaissance Schlosses Neuhaus in Paderborn und ein Besuch der Dom-Stadt rundeten diese Exkursion der Freunde von Buch & Kunst ab.